DMT-Therapie: Wirkung, Potenzial und aktuelle Studien

Vielleicht die schnellste Therapie der Welt – DMT. Das Psychedelikum mit einer Wirkdauer von nur wenigen Minuten ist in der Lage, Trauma, Süchte und Depressionen zu behandeln. Wie genau, welche Risiken, für wen ist es geeignet? Diese und weitere Fragen schauen wir uns an zum Thema: DMT-Therapie.
DMT vs 5-MeO-DMT – Was sind das für Substanzen?
DMT steht für N,N-Dimethyltryptamin und ist ein natürlich vorkommendes Psychedelikum aus der Gruppe der Tryptamine. Es kommt in zahlreichen Pflanzen vor und wird sogar in kleinen Mengen vom menschlichen Körper selbst produziert.
Nach dem Rauchen oder Vaporisieren setzt die Wirkung innerhalb von 30 Sekunden ein und klingt nach etwa 5 bis maximal 30 Minuten wieder ab. Oral wirkt DMT nicht, da es durch das Enzym MAO-A im Körper schnell abgebaut wird. Erst durch die Kombination mit einem MAO-Hemmer, wie sie z. B. bei Ayahuasca vorkommt, wird DMT auch über den Magen-Darm-Trakt wirksam. In Studien wurde, wie wir sehen werden, DMT oft intravenös verabreicht.
Neben der klassischen Form DMT gibt es noch eine verwandte Substanz: 5-MeO-DMT. Diese wirkt deutlich stärker auf den 5-HT₁A-Rezeptor und ist für besonders intensive, mystische Erfahrungen bekannt. Während DMT visionäre Bilder erzeugt, führt 5-MeO-DMT oft zu einem Zustand völliger Ich-Auflösung.
Die Wirkung von DMT & 5-MeO-DMT
Eine umfangreiche Beschreibung der Wirkung haben wir in den entsprechenden Substanzinfos für DMT und 5-MeO-DMT. An dieser Stelle ist nur wichtig zu verstehen, welche Unterscheidung die beiden Psychedelika ausmacht: DMT ist bekannt für seine intensiven, farbenfrohen Visionen und symbolhaften Bilder, die sich oft wie ein Blick in eine andere Welt anfühlen. 5-MeO-DMT hingegen wirkt etwas anders: Es erzeugt kaum visuelle Eindrücke, sondern ruft tiefgehende, innere Zustände und mystische Erfahrungen hervor, bei denen sich viele wie aufgelöst oder eins mit allem fühlen.
Interessanterweise zeigen Studien, dass gerade diese mystischen Erfahrungen ein wichtiger Prädiktor (Vorhersagevariable) für therapeutischen Erfolg sind – insbesondere bei Depressionen, Trauma oder existenziellen Krisen. 5-MeO-DMT kann solche Zustände bei bis zu 75 % der Konsumenten auslösen.
Wie genau diese Erfahrung mit dem therapeutischen Potenzial zusammhängt, schauen wir uns nachfolgend an.
Therapeutisches Potenzial: Depression, Trauma & Co.
Also, was wissen wir denn über den therapeutischen Nutzen von DMT und 5-MeO-DMT? Beide zeigen ein bemerkenswertes Potenzial zur Behandlung verschiedener psychischer Erkrankungen – allen voran Depression, PTBS und Sucht. Besonders gut untersucht ist der antidepressive Effekt.
DMT vs Depression
Bereits in frühen Pilotstudien zeigte sich, dass eine einzige Dosis Ayahuasca bei Menschen mit schwerer Depression zu einer raschen und signifikanten Symptomlinderung führen kann. In einer randomisierten Doppelblindstudie von Palhano-Fontes et al. (2019) mit 29 Patienten zeigte sich, dass Ayahuasca bereits nach 1–2 Tagen deutliche Verbesserungen brachte. Nach 7 Tagen lag die Ansprechrate in der Ayahuasca-Gruppe bei 64 %, im Vergleich zu nur 27 % unter Placebo – mit hoher statistischer Signifikanz.
Eine Phase-IIa-Studie von Small Pharma (2023) untersuchte reines, synthetisches DMT (SPL026) in Kombination mit begleitender Psychotherapie bei Depression (intravenös). Ergebnis: Bereits eine Sitzung führte bei 57 % der Teilnehmer nach 3 Monaten zur Remission. Der rasche Wirkungseintritt (Signifikanz bereits nach 1 Woche) und die anhaltende Wirkung machen DMT zu einem potenziellen Gamechanger in der Depressionsbehandlung.
Eine der bisher wichtigsten Studien zu 5-MeO-DMT stammt von Davis et al. (2019). In dieser Online-Umfrage wurden 362 Personen befragt, die 5-MeO-DMT meist im Rahmen von Gruppen- oder Zeremonieerfahrungen konsumiert hatten. Nach der Erfahrung berichteten rund 80 % der Depressiven eine deutliche Verbesserung ihrer Symptome. Besonders interessant: Je stärker die Erfahrung als mystisch empfunden wurde, desto eher berichteten die Teilnehmenden von einer Verbesserung ihrer Symptome. Und „negative“ Erfahrungen, also unangenehme, führten nicht zu negativen Folgen für die Konsumenten, sondern teils zu wertvollen Erkenntnissen nach den Zeremonien. Zwar handelt es sich nicht um eine kontrollierte Studie, doch war dies eine der ersten systematischen Untersuchungen zu den psychischen Effekten von 5-MeO-DMT.
Diese schnelle Wirkung hat DMT den Ruf eines sogenannten „ultra-short psychedelic intervention“ eingebracht – also einer extrem kurz wirksamen, aber tiefgreifenden therapeutischen Intervention. Bereits eine einzige Sitzung kann innerhalb von 24 Stunden signifikante Verbesserungen auslösen. Besonders in akuten Fällen – etwa bei suizidalen Patienten – kann dieser schnelle Effekt äußerst wertvoll sein. Die Wirkung hält laut Studien über Wochen bis Monate an und geht über den neurochemischen Effekt hinaus: Sie scheint einen inneren Veränderungsprozess anzustoßen, der durch eine Integration, wie eine Therapie oder Coaching, vertieft werden kann.
DMT vs PTBS
Auch bei posttraumatischer Belastungsstörung (PTBS) wurden Erfolge dokumentiert. Eine Fallstudie beschreibt eine Patientin, die nach einer Einzeldosis 5-MeO-DMT innerhalb eines Tages eine deutliche Besserung erlebte – anhaltend über ein Jahr.
Eine weitere Fallstudie mit US-Kriegsveteranen konnte zeigen, dass sich bei 7 von 8 Teilnehmern eine signifikante Reduktion der PTBS-Symptome einstellte, die bei vielen auch drei Monate später noch anhielt. Die Veteranen berichteten von einer neuen Perspektive auf ihr Trauma, einer emotionalen Entlastung und tiefen positiven Gefühlen. Diese Ergebnisse deuten darauf hin, dass Ayahuasca nicht nur kurzfristig Symptome lindern, sondern auch langfristige Veränderungen im Erleben und Umgang mit traumatischen Erinnerungen anstoßen kann.
DMT vs Sucht
In einer kanadischen Fallstudie mit 12 langjährig abhängigen Menschen, die an einem strukturierten Retreat mit zwei Ayahuasca-Zeremonien teilnahmen, zeigten sich nach sechs Monaten signifikante Verbesserungen. Die Teilnehmer berichteten von mehr Hoffnung, innerer Klarheit und reduziertem Substanzkonsum, vor allem bei Alkohol und Kokain. Auch Langzeitbeobachtungen aus Ayahuasca-Gemeinschaften in Brasilien machen ähnliche Beobachtungen: Dort bleiben viele ehemals Abhängige langfristig abstinent und führen dies ausdrücklich auf die rituelle Verwendung von Ayahuasca zurück.
Nicht allein die chemische Wirkung im Gehirn ist die Ursache der Verbesserung. Die spirituelle Erfahrung sorgt für viele Menschen dazu, die Welt mit anderen Augen zu sehen, mehr Hoffnung zu haben, einen Sinn im Leben zu spüren. In diesen Zuständen können sie sich mehr erlauben, ihrer unter Umständen herausfordernden Vergangenheit entgegenzutreten und zu verarbeiten.
Auch 5-MeO-DMT kommt in therapeutischen Retreats punktuell bei Suchtproblemen zum Einsatz. Aufgrund der besonders starken Ich-Auflösung beschreiben die Teilnehmer die Erfahrung als eine Art „Reset“ – wie ein Neubeginn, in der sie sich selbst nicht als süchtig sehen müssen.
Vor allem Ayahuasca – mit seiner Kombination aus psychoaktiver Wirkung, emotional-kathartischer Erfahrung und spirituellem Rahmen – kann in der Suchttherapie ein mächtiges Werkzeug sein. Entscheidend ist dabei die professionelle Einbettung und psychotherapeutische Nachbereitung, um die Erlebnisse sinnvoll in den Alltag zu integrieren.
Rechtliche Lage
Momentan ist DMT illegal in den meisten Ländern. Das bedeutet, dass es noch keine anerkannte Möglichkeit gibt, eine DMT Therapie oder Behandlung in Anspruch zu nehmen.
Doch mit der zunehmenden Entwicklung und Forschung von Psychedelika ist es nur eine Frage der Zeit, bis man auch in Deutschland die Vorteile von DMT genießen kann.
Die Zukunft von DMT in der Therapie
Mit den Ergebnissen, die es jetzt schon gibt und den zahlreichen Studien, die noch kommen werden, sieht die Zukunft von DMT sehr gut aus und viel wichtiger: die Zukunft der Menschen, die unter Depressionen, Sucht, PTBS, OCD, Burnout usw. leiden. Man stelle sich vor, eine DMT Behandlung dauert keine Stunde und hält bis zu 6 Monaten an; mit der richtigen Begleitung und Therapie sogar langfristig und nachhaltig.
Dennoch sollte man vorsichtig sein, DMT einfach nur als Medikament zu sehen. Es hat tiefe kulturelle Wurzeln – vor allem im Amazonasgebiet, wo Ayahuasca- oder Yopo-Zeremonien seit Jahrhunderten in Gruppen und Stämmen praktiziert werden. Dort dient DMT nicht nur der Heilung, sondern ist ein fester Bestandteil des gemeinschaftlichen Lebens und stärkt das soziale Miteinander. Am Ende sollten wir genau das nicht vergessen, dass es am Ende nicht um das Psychedelikum geht, sondern darum, dass es dem Menschen in seinem Umfeld und mit seinen Mitmenschen besser geht.

