Blaue Strichzeichnung einer meditierenden Person mit einer Lotusblume über dem Kopf.

„The Myth of Normal“ von Gabor Maté – Zusammenfassung

27. Juni 2023| Lesezeit5 min| Lesezeit
Buntes abstraktes Bild von Gabor Maté mit Text: „The Myth of Normal Zusammenfassung“ überlagert.

Gabor Maté ist einer der führenden Experten im Bereich Trauma und psychische Gesundheit. Sein Buch The Myth of Normal: Trauma, Illness & Healing in a Toxic Culture hat nicht nur meine Perspektive auf Persönlichkeitsentwicklung, emotionale Heilung und Spiritualität verändert, sondern auch mein Verständnis für die tiefen psychologischen Mechanismen hinter Krankheit und Leiden geschärft.

In dieser Zusammenfassung von „The Myth of Normal“ teile ich die acht wichtigsten Erkenntnisse aus dem Buch – kompakt und verständlich aufbereitet.

Jaschas ausführlicheres YouTube-Video dazu findest du hier:

1. Unauthentizität ist ein Schutzmechanismus der Liebe

Wir Menschen haben zwei zentrale Grundbedürfnisse: Verbundenheit (Liebe) und Authentizität (Selbstsein). Als Kinder stehen wir oft vor diesem Dilemma: Bleibe ich mir selbst treu oder passe ich mich an, um die Liebe meiner Eltern nicht zu verlieren?

In den meisten Fällen entscheiden wir uns instinktiv für die Liebe – und geben dabei Stück für Stück unsere Authentizität auf.

Das Problem ist, dass dieses Muster uns auch im Erwachsenenalter begleitet. Wir unterdrücken unsere wahren Gefühle, sagen nicht, was wir wirklich denken, und passen uns an, um nicht abgelehnt zu werden. Doch Heilung bedeutet, wieder zu lernen, authentisch zu sein – und das beginnt mit Verletzlichkeit.

2. Unsere Kindererziehung ist „normal“ – und doch krank

Was als „normale“ Kindererziehung gilt, entspricht oft nicht den natürlichen Bedürfnissen eines Kindes. Wir wachsen in einer Gesellschaft auf, die uns von klein auf konditioniert, unsere Emotionen zu unterdrücken, anstatt sie zu durchleben.

Beispiel: Die Idee, ein schreiendes Baby bewusst schreien zu lassen, damit es lernt, nicht „verwöhnt“ zu werden. Was passiert hier wirklich? Das Kind lernt nicht, „unabhängig“ zu sein – es lernt, dass seine Bedürfnisse keine Rolle spielen.

Wir haben uns als Gesellschaft so weit von unserer natürlichen Essenz entfernt, dass wir oft nicht mehr erkennen, was wirklich gesund ist. Und das spiegelt sich auch in unseren psychischen und körperlichen Erkrankungen wider.

3. Verletzlichkeit ermöglicht die Rückkehr zur Authentizität

Da wir als Kinder unsere Authentizität geopfert haben, um Liebe zu erhalten, müssen wir als Erwachsene bewusst Verletzlichkeit zulassen, um sie zurückzugewinnen.

Verletzlichkeit bedeutet, sich zu zeigen, wie man wirklich ist – mit allen Unsicherheiten, Ängsten und Wunden. Doch genau das ist der Schlüssel zu echten Verbindungen und innerer Heilung. Ohne Verletzlichkeit gibt es keine Authentizität – und ohne Authentizität kein wirklich erfülltes Leben.

4. Alle psychischen Probleme ergeben Sinn

Jede psychische Herausforderung – von Angstzuständen über Depressionen bis hin zu Suchtverhalten – hat eine logische Ursache. Es geht nicht um eine zufällige chemische Dysbalance im Gehirn, sondern um erlernte Schutzmechanismen aus unserer Kindheit.

Zum Beispiel:

  • Wer als Kind nie Wut ausdrücken durfte, wird als Erwachsener möglicherweise Schwierigkeiten haben, Grenzen zu setzen.
  • Wer als Kind gelernt hat, immer die Erwartungen anderer zu erfüllen, entwickelt oft ein People-Pleasing-Verhalten, das ihn langfristig erschöpft.

Psychische Herausforderungen sind also kein „Defekt“, sondern ein Signal unseres Nervensystems: Da gibt es etwas, das gesehen und geheilt werden möchte.

Wer tiefer in Gabor Matés Ansichten eintauchen möchte, kann sich hier seinen faszinierenden TED-Talk ansehen:

5. Wir leben in chronischer Selbstunterdrückung

Die Unterdrückung unserer Authentizität ist so normal geworden, dass wir sie oft gar nicht mehr hinterfragen. Wir sagen nicht, was wir wirklich denken, vermeiden Konflikte um jeden Preis und leben nach gesellschaftlichen Erwartungen, die nicht wirklich zu uns passen.

Diese Selbstunterdrückung zeigt sich auf viele Arten:

  • Wir betäuben uns mit Arbeit, Konsum, Social Media oder Substanzen.
  • Wir flüchten uns in Beziehungen, die uns nicht wirklich erfüllen.
  • Wir füllen jede Stille mit Ablenkung, weil wir Angst haben, mit unseren Gedanken allein zu sein.

Doch wahre Freiheit beginnt erst, wenn wir aufhören, vor uns selbst davonzulaufen.

6. Unsere Gesellschaft löst Probleme mit neuen Problemen

Ein zentrales Problem unserer modernen Welt ist, dass wir Symptome bekämpfen, anstatt die Ursachen zu heilen.

  • Psychische Probleme? Medikamente statt tiefer Selbstreflexion.
  • Einsamkeit? Social Media statt echter Verbindung.
  • Stress? Alkohol oder Netflix statt emotionaler Verarbeitung.

Diese Muster führen dazu, dass wir immer weiter von uns selbst entfernt leben – und die eigentlichen Ursachen unserer Probleme ignorieren.

7. Dein Geist und dein Körper wollen natürlich heilen

Die gute Nachricht: Heilung ist ein natürlicher Prozess. Unser Körper heilt Wunden von selbst – und unsere Psyche möchte das Gleiche tun.

Doch wir müssen ihr den Raum dafür geben. Und das bedeutet:

  • Weniger Ablenkung. Setz dich in Stille hin und höre auf das, was in dir aufsteigt.
  • Mehr emotionale Konfrontation. Anstatt Emotionen zu verdrängen, spüre sie bewusst.
  • Mehr Selbstreflexion. Stelle dir regelmäßig die Frage: Lebe ich wirklich so, wie es mir entspricht?

Heilung ist nicht kompliziert – aber sie erfordert Mut.

8. Vergiss dich selbst, um du selbst zu werden

Viele unserer Identitäten und Selbstbilder basieren auf gesellschaftlichen Konditionierungen, nicht auf unserem wahren Selbst.

Die Frage ist:

  • Wer bist du wirklich – abseits deiner Prägungen, Ängste und Erwartungen?
  • Was würdest du tun, wenn du keinerlei Angst vor Ablehnung hättest?
  • Welche Version von dir selbst fühlt sich echt an?

Um wirklich frei zu sein, müssen wir unsere alten Identitäten loslassen – und unser wahres Selbst wiederfinden.

Fazit: Der Weg zurück zu dir

Gabor Matés Buch zeigt schonungslos auf, wie tief unsere Traumata in unser Leben eingreifen. Doch es zeigt auch, dass Heilung möglich ist – wenn wir uns bewusst dafür entscheiden.

Der erste Schritt? Hör auf, dich selbst zu betäuben. Setz dich in Stille. Lass deine Emotionen zu. Hinterfrage dein Leben.

Heilung beginnt dort, wo du aufhörst, vor dir selbst davonzulaufen.

Und wenn du Unterstützung auf diesem Weg möchtest – sei es durch eine tiefgehende Begleitung oder psychedelische Erfahrungsräume – dann schau dir unsere Arbeit an:

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