Blaue Strichzeichnung einer meditierenden Person mit einer Lotusblume über dem Kopf.

Depression – ist es eine Krankheit?

23. Februar 2020|Forschung, Psychologie|
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Depression – ist es eine Krankheit?

Das Gefühl einmal Antriebs- oder Interesselosigkeit gewesen zu sein, kennt fast jeder von uns. Im hektischen Geschehen unseres Alltagslebens kann es schonmal vorkommen, dass unser Akku leer geht oder wir gerade einfach keine Lust haben etwas zu tun.

Bei den meisten von uns vergehen diese Gefühle recht schnell wieder, nachdem wir uns erholt haben. Doch was tun wir, wenn diese nicht mehr verschwinden?

Geben wir die oben genannten Begriffe in unsere Suchmaschine ein, stolpern wir recht schnell über den Begriff “Depression”. Müssen wir uns nun sorgen, dass wir davon betroffen sind?

Was verstehen wir eigentlich unter Depressionen, der Volkskrankheit Nummer 1?

In diesem Beitrag geht es um Depressionen, wie unser Gehirn mit unserem Verhalten zusammenspielt, was Auslöser sind und wie wir Depressionen behandeln können.

Steigende Zahlen

Laut World Health Organization (kurz WHO) sind etwa 350 Millionen Menschen von Depressionen betroffen – Tendenz steigend.

Warum immer mehr Menschen an Depressionen leiden, dazu gibt es eine Reihe von Theorien, wie steigender Druck auf die Menschen, technologischer Fortschritt bei der Erkennung psychiatrischer Erkrankungen oder eine abgesenkte Messlatte der Psychiatrie.

Letztere würde heißen, dass wir heute anders mit Unglück umgehen. Anstatt Unglück und Leid als natürlich anzusehen, glauben viele von uns, wir könnten Pillen einnehmen, die uns vor schmerzhaften Erlebnissen bewahren.

Symptome

Wie bereits eingangs erwähnt, zeichnet sich eine Depression typischerweise durch Antriebs- und Interesselosigkeit aus. Auch Schlafstörungen, Appetitlosigkeit und Unruhe können Symptome sein.

Nun wird sich der ein oder andere von uns denken, “ich schlafe nachts selten durch” oder “ich bin öfter appetitlos”. Müssen wir nun befürchten, dass wir dann eine Depression haben?

Auf die Frage gibt es zunächst einmal keine eindeutige Antwort. Die Liste an Symptomen ist lang, diese können jedoch die unterschiedlichsten Ursachen haben.

Wenn wir das Gefühl haben, dass wir uns schon seit längerer Zeit zu nichts mehr richtig motivieren können oder dass uns eigentlich schöne Dinge keine wirkliche Freude bereitet, sollten wir das Ganze beobachten. Wenn wir uns nach längerer Beobachtung dann dazu entscheiden einen Arzt zu konsultieren, stellt dieser dann recht schnell eine Diagnose.

Angenommen unser Arzt stellt die Diagnose “Depression”, was ist dann der nächste Schritt?

Die meisten Ärzte raten zu einer psychotherapeutischen Behandlung mit oder ohne zusätzlicher Medikation. Erklärt wird oft, dass das Gleichgewicht an Botenstoffen im Gehirn nicht mehr hergestellt ist.

Ist die Erklärung so einfach und was passiert überhaupt in unserem Gehirn?

Vorgänge in unserem Gehirn

Um eine ungefähre Vorstellung zu bekommen, was in unserem Gehirn vorgeht, beziehungsweise dem darin enthaltenen Nervensystem, versinnbildlichen wir uns das Ganze einmal.

In unserem Gehirn befinden sich zirka 100 Milliarden Nervenzellen – sogenannte Neuronen. Diese kommunizieren über elektrische Impulse miteinander.

Grob erklärt werden dabei Botenstoffe – sogenannte Neurotransmitter – von einer Nervenzelle in den Zwischenraum zwischen zwei Nervenzellen – dem synaptischen Spalt – abgegeben, von wo aus diese dann bei der benachbarten Nervenzelle an bestimmten Kontaktstellen – den Rezeptoren – andocken und weitergeleitet werden.

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Die Forschung geht davon aus, dass ein möglicher Grund für Depressionen ein Ungleichgewicht der Botenstoffe Serotonin, Noradrenalin und Dopamin ist.

Stress als Auslöser

Ein Ungleichgewicht an Botenstoffen ist nicht der einzige Vorgang in unserem Organismus, der an einer Depression beteiligt ist.

Bei Stress zum Beispiel setzt unser Körper Cortisol frei, was einen erhöhten Herzschlag hervorruft und zur Muskelanspannung führt. Das ist evolutionär wichtig gewesen, um einem Stressor, wie zum Beispiel einer Wildkatze, gewachsen zu sein, in dem wir unsere Beine in die Hand genommen haben und wegrannten.

Heute gibt es diese Gefahr nicht mehr. Stattdessen gibt es nun andere “Gefahren” wie zum Beispiel einen Vortrag zu halten, eine Arbeit in kurzer Zeit zu erledigen oder lange Überstunden zu machen.

Im Normalfall stabilisiert sich das Ganze von selbst wieder, nicht jedoch bei übermäßigem und langanhaltendem Stress. Bei einem Teil depressiver Menschen konnte ein erhöhter Cortisolspiegel im Blut nachgewiesen werden.

Ein weiterer Grundstein kann die Genetik sein. Sind ein Teil unserer Eltern einmal an Depressionen erkrankt, ist die Chance höher, dass wir ebenfalls einmal an Depressionen erkranken.

Glaubenssätze als Wurzel des “Übels”

Wenn unser Gehirn nicht genügend Neurotransmitter freisetzt, heißt das nicht, dass unser Gehirn nicht mehr in der Lage ist ausreichend davon herzustellen, sondern die Wurzel liegt meistens tief in uns begraben in Form von Glaubenssätzen.

Durch die Erfahrungen aus unserer frühen Kindheit bekommen wir eine ganz bestimmte Vorstellung von der Welt und erschaffen unser Weltbild.

Wenn wir beispielsweise als Kind immer wieder “Aus dir wird nie etwas” oder “Deine Wünsche sind falsche Wünsche” hören mussten, stellen wir das kaum infrage, da wir nur über ein schwach ausgeprägtes Urteilsvermögen verfügen. Also verinnerlichen wir diese Botschaften und glauben dann irgendwann selbst daran.

Das Gefühl “Ich kann nichts” oder “Ich weiß nicht, was ich will, weil ich nicht weiß, was richtig ist” wird zu einem Glaubenssatz, der Handeln und Denken negativ beeinflusst.

Wir denken jetzt sicherlich, uns betrifft das nicht. Sowas haben wir noch nie gedacht. Diese Glaubenssätze sind jedoch oft so tief in unserem Unterbewusstsein verankert, dass wir sie nicht bewusst wahrnehmen und im normalen Geschehen des Alltags nicht hören. Tritt dann der Moment ein, in dem uns ein schwerwiegendes Ereignis ereilt, wie zum Beispiel, dass wir unseren Job verlieren und nach etwas Neuem umsehen müssen, übermannen uns bestimmte Gefühle wie “Das war meine Schuld” oder “Das habe ich verdient, ich war einfach zu schlecht” und diese Gefühle entstehen durch unsere Glaubenssätze.

Solche Glaubenssätze sind sehr schädlich für uns und unser Empfinden. Wenn wir sie einfach so hinnehmen, werden sie uns und damit unser Handeln auf lange Sicht kontrollieren.

Neue Erkenntnisse

Nach neueren Studien, geht die Forschung davon aus, dass Depressionen durch gestörte Verbindungen folglich der fehlerhaften Signalübertragung zwischen Nervenzellen ausgelöst werden. Wenn sich die Nervenzellen nicht richtig verbinden, kommt es zu einer gestörten Produktion von Botenstoffen und hier kommt das Konzept der Neuroplastizität ins Spiel.

Neuroplastizität können wir uns so vorstellen, dass immer wenn wir etwas Neues lernen, formt sich unser Gehirn um und das passiert quasi ständig. Stellen wir uns unser Gehirn wie die zentrale Prozessoreinheit (CPU) unseres Computers vor, die über einen komplexen Schaltkreis funktioniert. Dieser Schaltkreis besteht aus Neuronen. Wenn wir etwas Neues lernen, entstehen neue Schaltkreise und alte, ungenutzte Pfade verschwinden mit der Zeit. Die Pfade sind die Nervenzellen, die sich verbinden.

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Laut der Theorie von Donald Hebb, verbinden sich Neuronen, die gleichzeitig Botenstoffe senden eher, als Neuronen, die nicht gleichzeitig “feuern”.

Wir fragen uns sicher, wie hängt das mit Depressionen zusammen?

Bei Depressionen kommt es zu einer Trennung zwischen bestimmten neuronalen Schaltkreisen, welche meist im präfrontalen Kortex und dem Hippocampus liegen. Das sind Bereiche des Gehirns, die für Stimmung und Informationsverarbeitung zuständig sind.

Anstatt das die Neuronen zusammen feuern, ist die Kette der Schaltkreise also unterbrochen und sie erhalten keine Übertragung der Botenstoffe. Dadurch ist zu wenig Serotonin, Noradrenalin und Dopamin im Umlauf.

Genau weiß die Wissenschaft allerdings noch nicht, wie es dazu kommt. Es wird allerdings davon ausgegangen, dass Umwelteinflüsse, wie stressige Lebensereignisse oder eine eher schlechte Kindheit dies bewirkt und weniger genetische Aspekte daran Schuld sind.

Durch diese Erkenntnis deutet vieles darauf hin, dass herkömmliche Medikamente wie Selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (kurz SSRI) kein idealer Ansatz sind.

SSRIs sind Medikamente, die vorwiegend den Botenstoff Serotonin im synaptischen Spalt an der Wiederaufnahme einer benachbarten Zelle hindert. Dadurch gelangt mehr Serotonin in Umlauf, folglich sind wir “glücklicher”. In der Praxis funktioniert das aber nur bedingt, da nicht alle Menschen auf eine solche Therapie anschlagen.

Behandlung

Es gibt eine ganze Reihe an Therapiemöglichkeiten.

Die traditionellen wären die Psychotherapie, kognitive Verhaltenstherapie, tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie und noch viele mehr.

Eine alternative Form der Therapie wären Psychedelika wie LSD oder Pilze. Diese Methode wird seit geraumer Zeit wieder mehr erforscht und zeigt bereits einige Erfolge.

Wenn du dich zu diesem Thema von uns individuell beraten lassen möchtest, schaue gerne einmal hier vorbei.

Wir sehen, die Liste an Möglichkeiten, die uns zur Verfügung stehen, ist ellenlang. Wie sollen wir da die passende herausfinden?

Die Antwort darauf finden wir in uns selbst.

Fazit

Der Begriff Depressionen existiert erst seit einigen Jahrzehnten und wird sehr stigmatisiert. Es wird uns das Gefühl vermittelt, wenn wir diese und jene Symptome haben, dann handelt es sich um eine Depression.

Wir als Person werden gerne mit dem Durchschnitt verglichen, d.h. wenn wir diese Symptome haben sind wir von jener Erkrankung betroffen oder wenn wir nicht so glücklich sind wie der Durchschnitt, dann haben wir wahrscheinlich eine Depression.

Durch eine solche Kategorisierung bekommen wir das Gefühl, dass wir hilflos ausgesetzt sind und nichts daran ändern können.

Persönliche Meinung des Authors

Ein wichtiger Ansatz bei der Behandlung einer psychischen Erkrankung sollte sein, wie gut wir uns im Vergleich zu unserem normalen Gesundheitszustand fühlen. Wenn uns eine Sache glücklich macht und eine andere unglücklich, muss das nicht bedeuten, dass für eine andere Person das gleiche gilt.

Depression ist nur ein zu stark verallgemeinerter Begriff für eine psychische “Störung” mit ganz unterschiedlichen Ursachen. Die Diagnose “Depression” bringt nichts. Der Schlüssel zur Besserung unserer Probleme liegt in entscheidendem Maße bei uns selbst. Wenn wir zu viele Stressoren haben, müssen wir etwas verändern. Wir müssen schauen, was uns langfristig glücklich macht und was nicht. Wir müssen uns Gedanken machen, wo unsere Reise hingehen soll, was wir mit unserem Leben anfangen wollen.

Wir sollten Probleme nicht nur als solche betrachten, sondern die Möglichkeit in Erwägung ziehen, dass es sich dabei möglicherweise um Talente handelt. Zum Beispiel wenn wir sagen: “Wir sind zwar ein emotional sensibler Mensch, aber gerade deshalb können wir uns auch gut in andere einfühlen.” Das reduziert das Leiden und die Stigmatisierung der Depression.

Wir müssen wieder lernen, wie wir mit unseren Leiden umgehen und dürfen  dabei nicht mit anderen vergleichen.

Author: Kevin D.

  1. […] als Anpassungsstörung klassifizieren, bei manchen Leuten führt das aber auch wirklich zu einer Depression und kann, wenn das öfter auftritt, auch die Diagnose einer rezidivierenden depressiven Störung […]

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